Arbeitsgruppe Alterspsychiatrische
Die Arbeitsgruppe Alterspsychiatrische Forschung wurde 2019 gegründet und befasst sich mit Fragen der Diagnostik, Behandlung und Versorgung von Menschen mit alterstypischen psychiatrischen Erkrankungen.
Kontakt
Ziel der Forschung dieser Arbeitsgruppe ist eine Verbesserung der Versorgung unter besonderer Berücksichtigung der Interessen älterer psychisch kranker Menschen und deren Angehörigen im Kontext ihrer Lebensumstände.
Im Einzelnen betrifft dies folgende Themen: Zugang zu Versorgung, Optimierung von medizinischen und Betreuungsangeboten, Bereitstellung von Wissen und Vermeidung von Informationsverlusten, Transfer von Erkenntnissen der Grundlagenlagenforschung, Einführung innovativer Ansätze in Diagnostik, Therapie und Versorgung, Therapiesicherheit und Vermeidung von Zwang und Gewalt.
Die enge Verbindung zur klinischen Arbeit zeigt sich in der bereits seit 2011 etablierten Gedächtnisambulanz, die derzeit zur Hochschulambulanz aufgebaut wird. Über diese Ambulanz wollen wir uns zukünftig an Studien im Bereich der leichten kognitiven Gedächtnisstörung (MCI) und frühen Demenzen beteiligen. Neurophysiologische Verfahren wie zum Beispiel die Elektroenzephalografie (EEG) spielen dabei eine wichtige Rolle. Möglich wird diese Arbeit durch eine enge Vernetzung zu anderen Forschungs- aber auch klinischen Arbeitsgruppen.
Projekte
PEA: Psychopharmakologische Medikation in brandenburgischen Pflegeheimen – eine explorative Studie
Psychopharmaka werden in Pflegeheimen oft verordnet und stellen zusammen mit allgemeiner Polypharmazie ein Risiko für unerwünschte Wirkungen und Arzneimittelwechselwirkungen dar. Die Verschreibungspraxis der Psychopharmaka ist oft unspezifisch, wobei die Unkenntnis der Wechselwirkungen bei Pflegenden, Patientinnen und Patienten sowie ein geringer Personalschlüssel des Pflegepersonals als ursächlich angesehen werden. Die Situation im Land Brandenburg ist von Interesse, weil der Anteil pflegebedürftiger Menschen dort höher ist als in Gesamtdeutschland. In dieser Pilotstudie sollte festgestellt werden, wie hoch die Psychopharmakaverordnungsrate in brandenburgischen Pflegeheimen ist und welche Medikamente eingesetzt werden. Darüber hinaus sollte untersucht werden, wie der Verschreibungsprozess abläuft und welche Determinanten die Verordnung von Psychopharmaka beeinflussen.
Dazu wurden Diagnosen und Medikationen von 398 Heimbewohnerinnen und -bewohnern aus vier Heimen in Brandenburg erhoben und ausgewertet. Anschließend wurden Leitfadeninterviews und Fokusgruppen mit Pflegenden, verordnenden Ärztinnen und Ärzten sowie Angehörigen von Bewohnerinnen und Bewohnern durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in einer Nacherhebung validiert. Etwa 70 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner wurden dauerhaft Psychopharmaka, zumeist Antidepressiva und Antipsychotika, verordnet. Davon hatten etwa zwei Drittel der Medikamente sedierende Eigenschaften (e.g. Melperon).
Der Anstieg dementiell Erkrankter, zunehmender Personal- und Zeitmangel, eine geringe fachärztliche Präsenz im Versorgungsalltag sowie die Größe der Pflegeinstitution haben Einfluss auf die Psychopharmakaverordnungsrate. Zudem nehmen Pflegende Einfluss auf die Verordnung von Psychopharmaka. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen eine hohe Verordnungsrate von Psychopharmaka in brandenburgischen Pflegeheimen. Eine Optimierung der psychopharmakologischen Versorgung in Pflegeheimen durch spezifische Interventionen ist demzufolge notwendig. Pflegende und Hausärztinnen und -ärzte müssen für den Umgang mit Psychopharmaka in Pflegeheimen sensibilisiert werden, um ein Bewusstsein für Interaktionsrisiken zu schaffen und gleichzeitig die Reduktion von Psychopharmaka anzustreben.
Konkrete Umsetzungen könnten Schulungen oder Intervisionsgruppen für Pflegende sein. Denkbar wären auch telemedizinische Konsultationen für Hausärztinnen und –ärzte. PEA als Einzelprojekt ist abgeschlossen. Eventuell wird es einen Folgeantrag geben.
Ansprechpartnerin für dieses Projekt ist Susann May.
IMBEKO: Auswirkungen der Implementierung eines integrativen und spezialisierten behandlungsbereichsübergreifenden Behandlungskonzeptes (auf Indikatoren) in der Alterspsychiatrie
Die Hochschulklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Immanuel Klinik Rüdersdorf plant mit der Eröffnung des Psychiatrieanbaus im Juli 2019 einen Konzeptwechsel in der therapeutischen Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten.
Für die Alterspsychiatrische Behandlung bedeutet das einen deutlich höheren Grad an Behandlungskontinuität und Spezialisierung unter Beibehaltung der Behandlung Älterer auf altersgemischten Stationen (integrativer Ansatz). Anliegen der Studie ist die Evaluation dieses neuen integrativen und spezialisierten behandlungsbereichsübergreifenden Behandlungskonzeptes hinsichtlich der Versorgung von älteren Menschen mit psychischen Erkrankungen anhand von Qualitätsindikatoren und unter explizitem Einbezug der Nutzerperspektive.
Darüber hinaus soll mithilfe der Auswertung der Ergebnisse ein Set von Qualitätsindikatoren zusammengestellt werden, anhand derer Aussagen über die Versorgungsqualität alterspsychiatrischer Behandlung durch das Krankenhaus gemacht werden können. Die Anwendung von Qualitätsindikatoren soll zukünftig in den Alltagsbetrieb der Immanuel Klinik Rüdersdorf überführt werden. Somit dient das vorgestellte Projekt mittelbar auch dem Zweck der Qualitätssicherung. Gleichzeitig soll die Weiterentwicklung Setting-bezogener Qualitätsindikatoren-Sets bspw. die Frage nach Leitlinien-Adhärenz beantworten.
Angewendet werden unterschiedliche Methoden der Versorgungsforschung im Sinne eines Mixed-Methods-Ansatzes wie standardisierte Nutzerbefragungen, Methoden der qualitativen Gesundheitsforschung und die Aufarbeitung von Routinedaten aus den Krankenakten der versorgten Patientinnen und Patienten.
Die Studienlaufzeit ist vom 01.01.2019 bis 30.06.2021 geplant. Ein Votum der Ethikkommission der Medizinischen Hochschule Brandenburg liegt vor. Finanziert wird das Projekt aus Eigenmitteln.
VABEDET: Pilotstudie zu Validität des Bernauer Delir Tests
Das Delir ist eine Orientierungsstörung, die verschiedene mentale Fähigkeiten stark beeinträchtigen kann. Es tritt häufig auf Intensivstationen auf und ist mit bleibenden kognitiven Defiziten sowie einer erhöhten Mortalität assoziiert. Der Bernauer Delirtest (BEDET) prüft als schnelle Screeningmethode, ob bei Patientinnen und Patienten von Intensivstationen ein Delir vorliegt. Auf der Grundlage der etablierten CAM-ICU (Confusion Assessment Method for the Intensive Care Unit) wurde mit dem BEDET ein weiter vereinfachter Schnelltest speziell für postoperative Patientinnen und Patienten entwickelt. Mit der eingereichten Studie soll der Zeitbedarf des BEDET und vor allem seine Zuverlässigkeit im Vergleich zu einer psychiatrischen Untersuchung als Referenzmethode geprüft werden.
Aktuell liegt ein Ethikvotum vor. Das Projekt findet in Kooperation mit dem Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg, Abteilung für Anästhesiologie und dem Koordinierungszentrum für Klinische Studien der Uni Bremen statt Es wird überwiegend finanziert aus Eigenmittel der Kooperationspartner.